Eine wegweisende eingeladene Übersichtsarbeit, veröffentlicht in Genomic Psychiatry, liefert die bislang umfassendste Synthese der komplexen Rollen des Tau-Proteins sowohl in Gesundheit als auch Krankheit. Dr. Peng Lei von der Sichuan-Universität und Kollegen untersuchen, wie Tau, einst lediglich als strukturelles Protein betrachtet, am Eisenstoffwechsel, der synaptischen Plastizität und der Insulin-Signalübertragung beteiligt ist, während es gleichzeitig Pathologien bei der Alzheimer-Krankheit, der progressiven supranukleären Blickparese und überraschenderweise auch bei psychiatrischen Erkrankungen einschließlich Schizophrenie und Delir vorantreibt. Die Synthese umfasst über 300 referenzierte Studien aus mehr als vier Jahrzehnten Forschung und deckt kritische Wissenslücken beim Verständnis des Übergangs von Tau vom physiologischen Wächter zum pathologischen Treiber auf. Die Autoren der Übersichtsarbeit schlagen vor, dass Tau-Dysfunktion einen Konvergenzpunkt für multiple neurodegenerative und psychiatrische Mechanismen darstellt und neue Rahmenkonzepte für die Biomarkerentwicklung und therapeutische Intervention bietet.