Leipzig. Über den großen Eisflächen der Antarktis gibt es so wenig Eiskeime in der Luft wie an keinem anderen Ort der Welt. Das schließt ein internationales Forschungsteam unter Leitung des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (TROPOS) aus Filtermessungen von Wolkenpartikeln an drei Stellen in der Antarktis. Sie sind die ersten dieser Art auf dem Kontinent. Die jetzt veröffentlichten Daten füllen eine Wissenslücke und könnten den großen Anteil an unterkühltem Flüssigwasser in den Wolken der Südpolarregion erklären. Wolken, die aus flüssigen Wassertropfen bestehen, reflektieren das Sonnenlicht stärker als Wolken mit Eiskristallen. Weniger Eiskeime und weniger Eis in den Wolken könnten dazu beitragen, dass sich die Südhemisphäre nicht so stark erwärmt wie die Nordhemisphäre, schreiben die Forschenden im Fachjournal Geophysical Research Letters.
Dass die Wolken über dem Südlichen Ozean rund um die Antarktis mehr Wasser und weniger Eis enthalten als vergleichbare Wolken in der Nordhemisphäre, ist seit langem bekannt. Ohne Details zu den Ursachen und Messreihen können die Klimamodelle, die auf Daten aus der Nordhemisphäre beruhen, jedoch nicht angepasst werden. Die Messungen von Eiskeimen liefern dazu nun ein wichtiges Detail. Weitere Daten werden die Flüge des deutschen Forschungsflugzeugs HALO liefern, dessen Mission HALO-South Mitte Oktober in Neuseeland zu Ende ging, sowie eine Reihe von Antarktis-Expeditionen, die für 2026-2030 im Rahmen des großen internationalen Forschungsprojektes „Antarctica InSync“ geplant sind.